Sonntag, 4. Mai 2008
Es war so gut ...
Wir sind nun wieder zu Hause, tief bewegt, traurig und unendlich froh -- ich zumindest, Amina eher satt, zufrieden und neugierig ...
Als ich zu M. ins Zimmer kam, wurden ihre Augen immer größer und zum ersten Mal flossen die Tränen. Sie dachte, dass sie mich in diesem Leben gar nicht mehr sehen würde. Die Befürchtung hatte ich auch, umso schöner, dass wir nun noch viel Zeit miteinander hatten.
Es war nicht leicht, aber Befangenheit gab es auch nicht. Es wurde noch viel gelacht, zum Glück hat sie kaum Schmerzen und ist dankbar für die Zeit, die ihr noch bleibt, so dass sie ihre Beerdigung + Todesanzeige organisieren kann. Vor so viel Stärke, immer noch liebevollem Interesse an den anderen und dem Humor stehe ich voller Bewunderung und tiefer Liebe.
Gestern hatten wir noch einmal viel Zeit für uns alleine, wo wir zusammen weinen konnten, sie mir ihre Ängste und Sorgen mitteilte. Ich wußte nicht immer etwas zu sagen, aber das war auch nicht nötig, ich war da, bewegte ihre Hände und Arme durch und lies die Tränen mitlaufen.
"Endlich weine ich nur nicht alleine !", sagte sie ... "ich habe keine Angst vor dem Tod, wohl aber vor dem Ersticken.Und davor, dass meine Partnerin alleine zurück bleibt. Darf sie danach erst einmal zu Dir nach HH kommen?"
Das ist keine Frage, natürlich !

M. muß fast durchgängig eine Maske tragen, die ihre Atmung unterstützt. Es gibt zwei Variationen, eine geht über das gesamte Gesicht, welches zunächst zu einem Hämatom, dann zu einer offenen Wunde auf der Nase führte. Unter dieser Maske ist es nicht möglich zu sprechen, sie ist laut und M. fühlt sich da hilflos + allein.
Die andere umschließt die Nase und wird von Bändern an Stirn und Wangen gehalten. Damit ist sprechen, essen und trinken möglich. Laut ist sie allerdings auch. Die eigene Atmung wird unterstützt, in dem Sauerstoff in die Lungen geblasen wird. Wenn allerdings die Lähmung der Atmungsmuskulatur weiter fortschreitet , dann hilft die Maske nicht mehr.
Es kann noch Tage oder Wochen so gehen, wir wissen es nicht ...

Von Amina war sie begeistert und die Kleine hat sich bei ihr so wohl gefühlt.Überhaupt hat Amina ihre erste Reise bravorös + souverän gemeistert. Selbst als ich ihr im Zug die Flasche mit dem falschen Sauger (für Tee mit kleinem Loch ) gab, meckerte sie nicht, sondern saugte statt der üblichen 10 Minuten 40 Minuten, um danach entsprechend müde zu sein ... :-)

Wir haben Tschüß gesagt, aber es war kein Abschied für immer, so bald es mir möglich ist, werde ich wieder runterfahren.

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..Ich glaube, in solchen Momenten ist es einfach nur gut zu wissen, dass nichts ohne Grund geschieht - aus welchem auch immer, und für uns längst nicht immer erkenn-oder gar nachvollziehbar. Ich glaube, deine Freundin hat dies verstanden; anders wäre ein solches Schicksal doch gar nicht erträglich, schon gar nicht mit solcher Grösse. Ich wünsche Ihr (unbekannterweise) von ganzem Herzen alles das was Sie braucht, um diesen Weg "gut" zu Ende gehn zu können. Dir gratuliere ich zu Deiner unkomplizierten Minimine; und der Kleinen zu Ihrer mutigen Mama ;-)
Herzliche Grüsse aus einer "nur-so-von-Mai-strotzenden" Schweiz!! :-))

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genauso sehe ich es auch. und in dieser phase sind nicht worte, sondern vielmehr das gefühl der nähe und der zuneigung wichtig. kraft geben durch liebe!
meine liebe, du bist großartig und so menschlich.
(obwohl du selbst genug um die ohren hast und die last, die du zu tragen hast, nicht wirklich leicht ist)

lass dich herzlichst umarmen :-)

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@adebar: Es ist auch meine Überzeugung, dass alles einen Grund hat, den man oft nur sehr viel später versteht. M. hat für sich wohl sehr Vieles verstanden, denn sonst wäre sie nicht dieser wunderbare Mensch, der selbst nun noch immer Anteil an den anderen nimmt.
Danke Dir sehr herzlich für Deine Worte und viel Freude in der Sonne :-)))

@feuerlibelle:ach nee, ich folge nur meinem Herzen ... meine dickste + herzlichste Umarmung zurück !!!

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Das ist schön, dass es so gut war. Und dass Amina so gut mitgemacht hat.

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ja, so ist es. Amina ist ... einfach ein Wunder, immer wieder ... :-)

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Vor acht Jahren habe ich eine sehr liebe Freundin durch Krebs verloren, und Ihr Bericht hat mir alle meine Empfindungen aus deren letzten Lebenswochen wieder zurück gebracht.

Es ist gut, dass Sie bei Ihrer Freundin waren. Es ist für sie gut, zu spüren, nicht allein mit dem Abschiedsschmerz und der Angst zu sein. Und Sie trösten allein schon durch Ihr Mitgefühl - auch sich selbst.

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Dann hoffe ich, dass die Empfindungen nicht zu schmerzlich waren ... und Sie haben recht, für mich war der Besuch mindestens genauso wichtig, wie für meine Freundin ...

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